Von der Kompetenz zu den konkreten Anleitungsinhalten

Von der Kompetenzbeschreibung zum Praxisinhalt

Von der Kompetenz zum Anleitungsinhalt – genau darum geht es in diesem Beitrag.
Sie erfahren Schritt für Schritt, wie sich allgemeine Kompetenzbeschreibungen in konkrete, praxisnahe Inhalte der Praxisanleitung übertragen lassen.

Was sind Kompetenzen

Kompetenzen beschreiben praxisnahe Situationen.
Sie geben nicht vor, welche Inhalte Auszubildende lernen müssen, sondern legen fest, was sie in einer bestimmten Situation praktisch umsetzen können sollen.

Da Auszubildende in ganz unterschiedlichen Einrichtungen eingesetzt werden, sind diese Situationsbeschreibungen bewusst allgemein gehalten. Jede Einrichtung überträgt sie auf ihr eigenes Praxisfeld und stellt sich die Frage:
Welche konkrete Situation entspricht dieser Kompetenz bei uns?

Dabei gilt: Der Anspruch steigt mit dem Grad der Pflegebedürftigkeit. Beschrieben ist also nicht nur die Situation, sondern auch die Art des Klienten – immer als grobe Orientierung. Mit jedem Einsatz begegnen die Auszubildenden Klienten mit höherem Pflegebedarf, und ihre Handlungskompetenz muss sich daran anpassen.

Klienten für Anleitung - Pflegegrad

Von der Kompetenz zur konkreten Handlungssituation - Ein Beispiel aus dem Orientierungseinsatz

Die folgende Kompetenz ist im Orientierungseinsatz zu erwerben:
(O) I.4.c)
An der Begleitung von zu pflegenden Menschen bei Ortswechseln innerhalb der Einrichtung und außer Haus mitwirken,Sicherheitsrisiken erkennen und mit den zuständigen Pflegefachpersonen hinsichtlich der erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen reflektieren , dabeizunehmend Selbstständigkeit für Standardsituationen aufbauen (z. B. beim Transport zu Funktionsabteilungen in einer Klinik).

Das bedeutet: Auszubildende sollen in unterschiedlichen Situationen in der Lage sein, Sicherheitsrisiken zu erkennen und geeignete Maßnahmen umzusetzen – sowohl innerhalb der Einrichtung als auch außerhalb.

Anleitung stationäre Langzeitpflege
Innerhalb der Einrichtung
  • Begleitung zum Speisesaal
  • Begleitung zum Friseur

 

Außerhalb der Einrichtung
  • Spaziergänge
Anleitung ambulante Pflege
Innerhalb der Einrichtung
  • Kompetenz nicht umsetzbar
Außerhalb der Einrichtung
  • Spaziergänge
  • Begleitung beim Einkauf
Anleitung - Akutpflege
Innerhalb der Einrichtung
  • Begleitung von Patienten zu Funktionsbereichen innerhalb des Hauses
Außerhalb der Einrichtung
  • Begleitung von Patienten zu Funktionsbereichen außerhalb des Hauses

Von der konkreten Handlungssituation zum Anleitungsinhalt

Sobald die Situationen klar beschrieben sind, fällt es Praxisanleitenden leichter, die passenden Inhalte abzuleiten. Ein naheliegendes Thema ist die Sturzprophylaxe.

Gerade zu Beginn der Ausbildung bietet es sich an, zunächst die extrinsischen Risikofaktoren in den Blick zu nehmen. Diese sind für Auszubildende gut erkennbar, leicht nachvollziehbar und können direkt in der Praxis berücksichtigt werden.

Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere Aspekte, die in dieser Situation relevant sind, zum Beispiel:

  • der Umgang mit Hilfsmitteln wie Rollator oder Gehhilfe

  • die Erfassung extrinsischer Risikofaktoren

  • die Auswahl passender Kleidung

Welche Schwerpunkte gesetzt werden, hängt stark vom Versorgungsbereich ab. Dort ergeben sich jeweils unterschiedliche Situationen, in denen die Auszubildenden zunehmend selbstständig Sicherheitsrisiken erkennen und Maßnahmen sicher umsetzen sollen.

Um sich über die konkreten Anleitungsinhalte klar zu werden, eignet sich ein leicht handhabbares Instrument: das Kompetenznetz.

Das Kompetenznetz – ein einfaches Instrument für konkrete Anleitungsinhalte

Um sich über die konkreten Anleitungsinhalte klar zu werden, eignet sich ein leicht handhabbares Instrument: das Kompetenznetz.

Was auf den ersten Blick vielleicht sehr „schulisch“ klingt, ist in Wahrheit eine einfache und intuitive grafische Darstellung. Die Vorgehensweise ist unkompliziert:

  • Die jeweilige Situation wird in die Mitte gesetzt.

  • Dann wird überlegt: Was muss der Auszubildende wissen und können, um diese Situation erfolgreich zu bewältigen?

Das Ergebnis ist auf einen Blick erkennbar und für alle Beteiligten leicht nachvollziehbar.

Das Kompetenznetz bietet damit eine klare Grundlage für die Themen der Praxisanleitung.

So wird aus einer allgemeinen Kompetenzbeschreibung eine praxisnahe, strukturierte und verständliche Orientierung für die Anleitung.

Das dargestellte Kompetenznetz ist nur die Basis.
Sie können jederzeit die für Sie wichtigen Aspekte ergänzen:

  • Welche zusätzlichen Kenntnisse und Fähigkeiten erwarten Sie von Ihrem Auszubildenden?

  • Welche Besonderheiten sind in Ihrem Arbeitsbereich relevant?

Beispielsweise können auch Absprachen mit Klient:innen und anderen beteiligten Personen (z. B. Servicekräfte im Speisesaal) Teil der Anforderungen sein.

Kompetenznetz mit Anleitungsinhalten und Auswertung

Gleichzeitig eignet es sich hervorragend zur Selbst- und Fremdeinschätzung:

  • Was beherrscht der Auszubildende bereits?

  • Welche Inhalte müssen noch vertieft werden?

X = Einschätzung der Kompetenz durch Praxisanleiter:in
X = Einschätzung durch Auszubildende

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